NIEDERWERRN                                                           Christbaum aus Üchtelstücht vorm Vatikan

Uwe Eichler

Aktualisiert am:
23. Dezember 2015
12:22 Uhr

"Christbaum aus Üchtelstücht vorm Vatikan"

Schreibfeen mit Winter-Elfchen: (hinten von links) Gleichstellungsbeauftragte Michaela Wettering,
Pia- Martina Oakland, Patrizia Müller, Karin Greif-Wagner, Ulrike Tremer sowie (vorne) Iva Morgenroth.
Foto: Uwe Eichler

"Es ist fast alles erfunden“, sagt Karin Greif-Wagner in der Bücherei, wo der Main-Schreib-Kreis zu vorweihnachtlichen Lesung mit Gitarrenbegleitung von Ulrike Tremer eingeladen hat. Die Betonung liegt auf „fast“. Zumindest die Weihnachtsgeschichten, in denenen böse Schwiegermütter und missgünstige Mütter die Festtagsfreuden trüben, scheinen von realen Begebenheiten inspiriert worden zu sein.

Es geht um Geschichten und Gedichte, die das Leben rund um die Weihnachtszeit so schreibt. Mal Gedichte voller Engelsmystik und Glaubensspiritualität, mal Besinnliches, mal Thriller, mal Realsatire.

2013 hat sich die Schreibgruppe von fünf Hobby-Autorinnen aus der Region zusammengefunden. Patrizia Müller, Iva Morgenroth und Pia-Martina Oakland sind in der Vorleserunde mit dabei, Beate Neeb ist krankheitsbedingt ausgefallen. An die Wern eingeladen wurden die Schriftstellerinnen von Gemeinderätin Michaela Wettering, der Niederwerrner Gleichstellungsbeauftragten.

Patrizia Müller erinnert vor kleinem, aber feinem Publikum zunächst an die Terroropfer von Paris mit einem Gedicht von Hermann Hesse, dem toleranten Weltbürger. Es folgt die Winterlesung zur „staden Zeit“. Zumindest bei den Kindern ist sie noch eine Freude. „Schlittenfahrt mit Nikolaus“ nennt sich die Geschichte von Iva Morgenroth um eine unbeschwerte Rodeltour mit Weihnachtsmann-Puppe, der zwischendurch die Nase repariert werden muss.

„Ich lese euch heute kein Weihnachtsmärchen vor“, sagt Pia-Martina Oakland. So heißt die Geschichte. Margit und Charles freuen sich auf einen Winterurlaub in einer Skihütte in Ischgl. Eine stillstehende Gondel, Charles Wiedersehen mit seiner Jugendliebe und ihrem Kind sowie die final herabdonnernde Lawine lassen den erhofften Traum in Weiß als eiskalten Suspense-Krimi enden.

„Zweimal Weihnachten bitte“: In dieser Geschichte von Karin Greif-Wagner heizt Oma ihren Lieben zu Weihnachten tüchtig ein – und am Ende wird sie noch vom Enkel gerettet. Ein Boykott der Schokonikoläuse, die schon fast zu Ostern in den Regalen liegen, lässt Elisa zu drastischen Mitteln greifen. Sie schockiert ihre Familie mit einem Ostereierbaum (so die Idee von Patrizia Müller).

Es geht um den mehr oder weniger geliebten pappsüßen Weihnachtsstollen voller Orangeat und Rosinen oder den November als verkannten grauen Monat, eigentlich noch einmal ein Moment der Ruhe vor dem Weihnachtsstress. Ida und Mathilda, zwei schwedische Gärtnerinnen, fetzen sich in der Nachbarschaft, bevor eine herabdonnernde Lawine ihr Verhältnis von Grund auf ändert.

„Eine Tanne auf Reisen“ nennt sich die „Short Story“ von Iva Morgenroth – inspiriert von der Meldung, dass zum zweiten Mal eine deutsche Tanne aus der Oberpfalz vorm Petersdom stehen wird. In diesem Fall soll Üchtelhausen, rein fiktiv, das edle Teil liefern. Der Üchtelstüchter Christbaum kommt aber nicht ganz heil in Rom an, aufgrund einer Spatzenplage. Das Schweinfurter Tagblatt ist empört. Eine feuchtfröhliche Weihnachtsfeier endet schließlich „begraben unterm Weihnachtsbaum“.

Dazwischen darf das Publikum selber mitdichten, mit sogenannten Winterelfchen. Das sind keine Feenwesen, sondern Gedichte mit elf Wörtern. Zum Beispiel: „Blau. Der Nikolaus trägt nicht blau. Was trägt er dann? Rot.“ Na dann: Der Nikolaus ist also nicht blau, Weihnachten kann kommen.

 

 

 

 

WIPFELD                                                                    Literaturfreunde rückten in der Lesestube zusammen

Andreas Schuller

Aktualisiert am:
25. Februar 2016
03:35 Uhr

 

Lesung :  "Winterzeit..."

 

Die Schweinfurter Autorengruppe Main-Schreib-Kreis war zu Gast im Wipfelder Literaturhaus:

(hinten von links) Pia Martina Oakland, Patrizia Müller, Karin Greif-Wagner,

(vorne von links) Beate Neeb, Thommy Walter und Iva Morgenroth.

Foto: Andreas Schuller

 

In der Winterzeit rückten die Menschen früher abends zusammen und erzählten sich Geschichten. Das tun Literaturfreunde auch heute noch gerne. Und so hatte das Literaturhaus Wipfeld die Schweinfurter Autorengruppe Main-Schreib-Kreis zu Gast, die zu einer Lesung zum Thema „Winterzeit“ eingeladen hatten.

Das Publikum in der „Lesestube“ war eng zusammengerückt, bis nahe ans Podium heran, was zur ungezwungenen Atmosphäre ein gutes Stück mit beitrug. Reihum lasen das Frauen-Quintett Pia Martina Oakland, Patrizia Müller, Karin Greif-Wagner, Beate Neeb und Iva Morgenroth aus ihren Gedichten, Aphorismen und Erzählungen. Für Musik sorgte der Dittelbrunner Gitarrist und Sänger „Thommy“.

In der Kurzgeschichte von Iva Morgenroth „Schlittenfahrt mit Frosti“ sucht ein Junge nach seinem Schlitten, trifft dort auf einen Schneemann, der natürlich gerne mit von der Partie sein möchte.

In ihrer Story „Die Wunderpille“ sitzt ein Paar im Flugzeug nach Kanada, die Frau schluckt wegen Flugangst eine Pille und träumt sich voll Panik in eine Notlandung hinein, bis sie vom Partner bei der Landung in Vancouver geweckt wird – alles nur geträumt.

Im Gedicht „Ungeduld“ sehnt Patrizia Müller den Frühling herbei – vorher sollte „Thommy“ noch etwas zum Besten geben, da hatte die „ungeduldige“ Dichterin schon angesetzt. Das Publikum und die Künstler nahmen es gelassen. Überhaupt verlief der Abend ohne die oft hemmenden „Hochliteraturallüren“, die häufig eine steife Atmosphäre erzeugen.

Patrizia Müller erzählt später noch vom „Nordkind“, von Finja und der Eule Wanda und der „… wahren Geschichte der Schneekönigin“.

Wenn Pia Martina Oakland aufs Podium tritt, dann braucht sie viel Platz, denn sie unterstreicht mit pantomimischer Geste und theatralischen Einlagen ihre Lesungen. Sie mag den Winter nicht so sehr, deshalb läuft sie in ihrem Gedicht „Winter-Blues“ wie in Trance durch die kalte Jahreszeit. Ernster ist die Geschichte „Kein Wintermärchen“, sie endet tragisch-makaber.

Oakland kann es aber auch humorig, wie in ihrer Erzählung „Irren ist menschlich“, worin sich ein Paar als „Küken und Ei“ verkleidet und sich Faschingsgetümmel stürzt.

In ihrem Gedicht „Die Schneerose“ nimmt Karin Greif-Wagner eine Schneerose vom Wochenmarkt mit nach Hause, die so schön wie selten ist – aber auch hochgiftig. Am Anfang von Karin Greif-Wagners Erzählung „Eis bricht“ steht Luise hoffnungsvoll träumend in einem Brautkleid vor dem Spiegel. Ihren Partner Markus hat sie bei einem Seminar kennengelernt. Doch es kommt anders, eine andere Frau kommt ins Spiel, in Luise brodelt die Eifersucht. Was tun? Den Partner mit seiner Liebesaffäre zum Schlittschuhlaufen aufs dünne Eis locken . . . Am Ende bleibt die Rivalin vermisst.

In ihrem Gedicht „Alle Jahre wieder“ beschreibt Beate Neeb die alle Jahre wiederkehrenden Erkältungssymptome und wie man sie mit Hausmittelchen und Geduld überwindet. In „Verflixte Technik“ hat eine Gastgeberin nach einem „Backmarathon“ für den Abend Gäste geladen und prompt fällt die Heizung aus. Kann der Nachbar und Elektriker Adolf den Abend retten?

Dazwischen wurde noch ein kurzweiliges antikes Schreibspiel, ein Akrostichon, mit dem Publikum veranstaltet. Der Main-Schreib-Kreis wurde 2013 gegründet, einmal in der Woche trifft man sich zu kreativen Schreibübungen.

Unter dem Motto „Wer bin ich?“ anlässlich des 150. Todestag Friedrich Rückerts kann man die Autorengruppe am 29. April live in der Schweinfurter Buchhandlung Collibri erleben.

 

 

 

 

WIPFELD

100 Wörter zum „Frühlingserwachen“

Rita Steger-Frühwacht

Aktualisiert am:
18. Februar 2016

Lesung: "Winterzeit..."

Beate Neeb stellt ihre Erzählung „Verflixte Technik“ bei der Lesung „Winterzeit“ vor.

Foto: Rita Steger-Frühwacht

 

Neue Geschichten und Gedichte zum Thema „Winterzeit“ aus ihrer eigenen Feder präsentieren die Mitglieder des Main-Schreib-Kreises Karin Greif-Wagner, Iva Morgenroth, Patrizia Müller, Beate Neeb und Pia Martina Oakland im Literaturhaus Wipfeld. Die Lesung findet am Donnerstag, 18. Februar, um 19.30 Uhr statt.

Die Autorinnen aus dem Landkreis Schweinfurt nehmen die Zuhörer mit auf eine Reise durch die kalte Jahreszeit, der in den vorgestellten Werken oftmals eine romantisch verklärte Nuance zugebilligt wird, so wie in dem Gedicht „Nordkind“ von Patrizia Müller.

Andererseits werden aber auch die negativen Aspekte dieser dunklen und kalten Jahreszeit nicht ausgespart. so zum Beispiel in der Erzählung „Verflixte Technik“ (Verfasserin Beate Neeb) oder bei „Reise ins Winterland“ (Verfasserin Iva Morgenroth).

Mit dem „Drabble“, einem 100 Wörter umfassenden Gedicht, zum Thema „Frühlingserwachen“ weist

Pia Martina Oakland schon auf die kommenden Monate hin.

Karin Greif-Wagner wird die Besucher der Lesung an diesem Abend einladen, selbst durch das Gestalten von Akrosticha, zu Deutsch Leistenverse, selbst literarisch produktiv zu werden.

Das Literaturhaus Wipfeld will mit seinen Veranstaltungen bei den Besuchern die Lust am Lesen, aber auch am Schreiben wecken und fördern. Es sucht den Austausch rund um das Thema Literatur mit Schriftstellern und ihren Lesern, mit jungen Autoren und Wortkünstlern von heute, gestern und morgen.

 

 

 

SCHWEINFURT 

                                     

Erna Rauscher

02. Mai 2016
19:00 Uhr

Aktualisiert am:
06. Mai 2016
03:33 Uhr

Zwiegespräche mit Friedrich Rückert

Mit einem Ratespiel nach dem Muster von Robert Lembkes „Was bin ich?“ haben sich die Mitglieder des Main-Schreib-Kreises dem nicht nur nach Leibesgröße großen Friedrich Rückert genähert. Da saß er also, alias Iva Morgenroth, genüsslich eine Pfeife schmauchend im Lehnstuhl und beantwortete die Fragen des Rateteams nach seinem Beruf.

Bei jedem „nein“ wurde ein dickes Buch auf den Stapel gelegt und es sammelten sich derer viele an. „Was mich erfreut, das ist die Sprach‘ an sich“ antwortete Rückert dann schließlich und lieferte gewissermaßen den Startschuss für das Unterfangen, dem sich die Mitglieder der Schweinfurter Schreibgruppe Main-Schreib-Kreis unterzogen hatten. Sie hatten gelesen und geschrieben, hatten über das Leben des Poeten recherchiert und nachgedacht. Herausgekommen sind zahlreiche Texte, die die Mitglieder der Gruppe in der Buchhandlung Collibri präsentierten.

Rückerts Aphorismus „Mit Andacht lies und dich wird jedes Buch erbauen“ konnte als Beweggrund für die Beschäftigung mit den Texten von Rückert gelten. Mit der Gedichtform des Ghasels hatte sich Patrizia Müller auseinandergesetzt und hatte sogleich selbst Liebesworte „Dem Lichte zu“ geschrieben.

Der „Live Ticker einer Rückertführung“ brachte Karin Greif-Wagner auf Rückerts Spur. Sie verwob die authentischen Orte wie dessen Geburtshaus und die Lateinschule in Schweinfurt mit eigenen Assoziationen.

Die Liebe zur Natur und zum Wein dichtete Iva Morgenroth in eigenen Worten nach.

In Kujtesa Surdaris Geschichte „Hausaufgabe“ unterhielten sich zwei Schülerinnen über Rückert, die eine kam schließlich zu der Erkenntnis, es habe „viele Vorteile, viel zu wissen“. Der Übersetzer des Korans wurde so zu einer Persönlichkeit, die man wegen ihres immensen Wissens bewundern und anerkennen müsse.

Die Lyrik Rückerts hatte es Beate Neeb angetan, die dessen Leben in seinen Gedichten wiederfand und es so spannend fand, dass sie es mit der Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung hielt „Vergesst Goethe, lest Rückert“.

Eine besonders intensive Zwiesprache hielt Pia-Martina Oakland und zeigte dabei keine übertriebene Ehrfurcht, sondern war gleich per Du mit ihrem Rückert, hatte er ihr doch mit so manchem seiner gedichteten Worte durch das Leben geholfen.

Patrizia Müller fand verbindende Gemeinsamkeiten (die Bratwurst und den Wein) und war sich mit dem Dichter einig, dass ihrer Heimatstadt Main- und Weinfurt als Namen besser zu Gesicht gestanden hätten.

Mit Rückerts „Märlein vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt“ und Erinnerungen der jüngsten Tochter Marie ließen die schreibenden Frauen den Abend ausklingen.

 

Erna Rauscher